Wie der Mann, so der Wein: charaktervoll. Als «alter Hase» im Bündner Weinbau lässt sich Gian Battista von Tscharner nicht von seinem individuellen Weg abbringen. Und es ist wahrscheinlich und auch zu hoffen, dass sein in den Reben und Keller immer mehr Verantwortung tragender Sohn Johann-Battista diesen Weg in die Zukunft übersetzen wird. Im Schloss Reichenau vinifizieren die Beiden Weine aus mehreren Gemeinden: Felsberg, Chur, Maienfeld und Jenins. Diese Weine scheinen vordergründig eine dunkle, kräftige und barocke «Schale» zu haben. Es ist wie des Winzers eigene mächtige, bärenhaft-rauhe Fassade, durch die man bald hindurchsehen kann, wenn Scharfsinnigkeit, Esprit und Humor, aber auch Sanftmut aufblitzen. Er weiss närrisch damit zu kokettieren: «Meine Weine sind so dunkel, weil ich eine schwarze Seele habe». Und tatsächlich, von Tscharners Rotweine sind dunkel. Nur, dahinter verbirgt sich dann – vor allem nach Jahren der Lagerung – Finesse und Feinnervigkeit. Es sind Weine, die polarisieren, die die Liebhaber begeistern, und somit ausdrucksstarke Botschafter sind für die Vielfalt unter den Bündner Weinen. Glücklich eine Region, die solch Charakterköpfe unter sich weiss.